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Estrich

Anhydritestrich: Eigenschaften, Trocknungszeiten und Kosten

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 22. August 2018
Lesedauer: 21 Minuten
© fudfoto / istockphoto.com

Anhydritestrich, auch Calciumsulfatestrich genannt, gilt als hervorragende Lösung für den Innenbereich und ist insbesondere in Kombination mit Fußbodenheizungen sehr beliebt. Dank seiner speziellen Eigenschaften – wie einer schnellen Trockenzeit und optimaler Wärmeleitung – bietet er einige Vorteile gegenüber klassischem Zementestrich. Dennoch ist Anhydritestrich nicht für jeden Raum die ideale Wahl: Er eignet sich weniger für Feuchträume wie Badezimmer oder Waschküchen, da er empfindlicher gegenüber Feuchtigkeit ist. Daher sollten Sie vor der Entscheidung die Kosten, die spezifischen Vor- und Nachteile sowie die idealen Einsatzbereiche sorgfältig abwägen, um die passende Estrichart für Ihr Projekt zu finden.

Alles auf einen Blick:

  • Anhydritestrich ist umweltfreundlicher als andere Estricharten.
  • Damit der Estrich gleichmäßig trocknen kann und sich keine Risse bilden, bedarf es einer gemäßigten Raumtemperatur.
  • Er ist besonders geeignet für den Einsatz mit Fußbodenheizungen, da er die Wärme gleichmäßig verteilt.
  • Die Kosten liegen durchschnittlich bei 5 bis 25 Euro pro Quadratmeter inklusive Material und Arbeitskosten.

Was ist Anhydritestrich?

Anhydritestrich ist ein spezieller Estrich auf Calciumsulfatbasis, der als Alternative zu Zementestrich eingesetzt wird. Sein Hauptbestandteil ist Anhydrit, ein wasserfreies Calciumsulfat, das häufig als Nebenprodukt in der Industrie anfällt. Calciumsulfat ist ein mineralischer Stoff, der hauptsächlich in Form von Gips vorkommt. Es besteht aus Calcium, Schwefel und Sauerstoff und ist als natürliches Mineral weit verbreitet. Calciumsulfat wird in verschiedenen Formen und Anwendungen genutzt, unter anderem als Baustoff, in der Medizin und in der Lebensmittelindustrie.

Estrich aus Calciumsulfat zeichnet sich durch seine schnelle Trockenzeit, eine besonders glatte Oberfläche und hervorragende Wärmeleitfähigkeit aus, was ihn ideal für den Innenbereich und den Einsatz über Fußbodenheizungen macht. Anhydritestrich ist jedoch empfindlich gegenüber Feuchtigkeit und sollte deshalb nicht in Nass- oder Außenbereichen verwendet werden. Seine umweltfreundlicheren Herstellungseigenschaften und die einfache Verlegung machen ihn zu einer beliebten Wahl für moderne Bauprojekte.

Anhydritestrich ist eine Art von Fließestrich, der kürzere Trockenzeiten und eine geringere Schwindneigung aufweist. Das bedeutet, dass er während des Trocknungsprozesses weniger zu Rissen neigt. Zudem ist er aufgrund seiner schnellen Verarbeitung und gleichmäßigen Verteilung beliebt. Anhydritestrich kann als 

verwendet werden. Aufgrund seiner Eigenschaften ist er jedoch vor allem als Fließ- und Heizestrich beliebt, während die Anwendung als Verbundestrich meist auf trockene Innenräume beschränkt ist.

Bei großen Estrichflächen, wie sie in Wohn- oder Gewerbebauten oft vorkommen, sorgt Anhydritestrich für eine gleichmäßige und glatte Oberfläche. Zudem kann die Fläche in dünneren Schichten aufgebracht werden, da die hohe Druck- und Biegezugfestigkeit des Anhydritestrichs dies ermöglicht. 

Anhydritestrich und seine drei Verwendungsformen

Fließestrich: Anhydritestrich (auch AE-Fließestrich genannt) wird häufig als Fließestrich eingesetzt, da er aufgrund seiner Zusammensetzung eine sehr flüssige Konsistenz ermöglicht. Anhydrit-Fließestrich ist besonders gut geeignet, um sich selbstständig und ebenmäßig zu verteilen, was ihn für große Estrichflächen und Fußbodenheizungen ideal macht.

Verbundestrich: Obwohl Anhydritestrich in der Regel auf Dämmschichten (schwimmender Estrich) oder Trennschichten verlegt wird, kann er theoretisch auch als Verbundestrich verwendet werden, wenn er direkt auf einen vorbereiteten Untergrund aufgebracht wird. Wichtig ist hier jedoch, dass Anhydritestrich generell weniger feuchtigkeitsbeständig ist als Zementestrich, was den Einsatz als Verbundestrich in feuchten oder Außenbereichen einschränkt. Daher ist die Nutzung als Verbundestrich eher in trockenen Innenräumen sinnvoll.

Heizestrich: Anhydritestrich ist aufgrund seiner guten Wärmeleitfähigkeit und geringen Schwindneigung besonders gut als Heizestrich geeignet. Er schmiegt sich optimal um die Heizrohre und verteilt die Wärme gleichmäßig, was die Effizienz der Fußbodenheizung erhöht. Außerdem sorgt seine geringe Schwindung für eine reduzierte Rissbildung beim Trocknen, was besonders bei Heizestrichen von Vorteil ist.

Zusammensetzung: Calciumsulfat ist das Bindemittel

Bindemittel sind entscheidend für die Eigenschaften und die Funktionsweise von Anhydritestrich. Im Fall von Calciumsulfatestrich ist das Bindemittel naheliegenderweise Calciumsulfat, das in verschiedenen Formen vorkommen kann, hauptsächlich als Anhydrit oder Gips. Diese Funktionen hat das Bindemittel: 

  • Verfestigung: Das Bindemittel sorgt dafür, dass die Gesteinskörnung zusammengehalten wird, und verleiht dem Estrich seine Festigkeit und Stabilität.
  • Härtungsprozess: Bei der Mischung mit Wasser hydratisiert das Calciumsulfat und geht in einen chemischen Reaktionsprozess über, der zur Verfestigung des Estrichs führt. Dieser Prozess geschieht in der Regel schneller als bei Zementestrich, was die Belegreife und die Bauzeit verkürzt.

Calciumsulfatestrich besteht also aus einer Mischung aus Gesteinskörnung und einem Anhydritbinder. Je nach Hersteller kann der Binder entweder synthetisch hergestellt oder aus Naturanhydrit, einer mineralischen Form, gewonnen werden. Die verwendete Gesteinskörnung besteht in der Regel aus Quarz oder Kalkstein, was dem Estrich seine Stabilität und Festigkeit verleiht.

SCHON GEWUSST?
In der Natur findet man Anhydrit häufig in Sedimentgesteinsschichten, oft in Verbindung mit Salzvorkommen, da sich beide Mineralien unter ähnlichen Bedingungen bilden. Naturanhydrit hat eine weiße bis graue Farbe und wird in bergmännischem Abbau gefördert.

Was ist Anhydritbinder?

Anhydritbinder ist ein Bindemittel, das aus Calciumsulfat (Gips) besteht und bei der Herstellung von Anhydritestrich verwendet wird. Im Gegensatz zu herkömmlichem Zementestrich basiert Anhydritestrich also nicht auf Zement, sondern auf Anhydrit. Anhydrit (chemisch wasserfreies Calciumsulfat) entsteht durch das Brennen von Gips und ist ein zentraler Bestandteil des Anhydritbinders. In der Praxis spielt der Anhydritbinder eine wesentliche Rolle, da er dem Estrich seine besonderen Eigenschaften verleiht. 

Welche Anmischvarianten gibt es?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Eine Variante wird bereits bei der Produktion mit Wasser angemischt, wodurch der Estrich in erdfeuchtem Zustand geliefert und sofort verarbeitet werden kann. Die andere, klassische Variante wird als trockenes Material geliefert und erst direkt auf der Baustelle mit Wasser angemischt. Diese zweite Möglichkeit bietet den Vorteil, dass die Menge an Wasser genau an die Bedingungen vor Ort angepasst werden kann.

Die Unterschiede zu Trockenestrich

Anhydritestrich und Trockenestrich sind zwei unterschiedliche Estricharten, die sich in ihrer Zusammensetzung, Verarbeitungsweise und Einsatzgebiet unterscheiden, aber gelegentlich miteinander verwechselt werden:

Anhydritestrich:

  • Zusammensetzung: Er besteht aus Calciumsulfat (Anhydrit) und einer Gesteinskörnung.
  • Verarbeitung: Anhydritestrich wird als Nassestrich verlegt, das heißt, er wird mit Wasser angemischt und auf den Boden gegossen oder gepumpt. Nach dem Auftragen muss er glatt gestrichen trocknen und aushärten, bevor er belastbar und belegreif ist.
  • Eigenschaften: Er ist sehr wärmeleitfähig und eignet sich daher besonders gut für Fußbodenheizungen.

Trockenestrich:

  • Zusammensetzung: Trockenestrich besteht aus fertigen Plattenmaterialien (z. B. Gipsfaser- oder Holzfaserplatten).
  • Verarbeitung: Trockenestrich wird trocken, also ohne Wasser, verlegt. Die Platten werden einfach auf dem Boden verlegt und gegebenenfalls verklebt oder verschraubt.
  • Eigenschaften: Er ist sofort begehbar und belegreif, was den Baufortschritt beschleunigt, aber er hat eine geringere Wärmeleitfähigkeit und wird daher weniger bei Fußbodenheizungen eingesetzt.

Während Anhydritestrich als Nassestrich verlegt wird und eine hohe Wärmeleitfähigkeit für Fußbodenheizungen bietet, ist Trockenestrich eine schnelle, trockene Lösung mit geringerer Wärmeleitfähigkeit und eignet sich vor allem dort, wo es auf eine schnelle Verlegung und geringe Feuchtigkeitsbelastung ankommt.



Die Eigenschaften von Anhydritestrich im Überblick

  • hohe Wärmeleitfähigkeit: ideal für den Einsatz mit Fußbodenheizungen
  • kürzere Aushärtungszeit: mit einer Trocknungszeit von 7 bis 14 Tagen trocknet er deutlich schneller als Zementestrich
  • glatt und eben: Die Konsistenz von Anhydritestrich ist sehr gleichmäßig, was ihn zur idealen Grundlage für alle Bodenbeläge macht
  • geringes Schwindverhalten: es entstehen weniger Risse beim Trocknen
  • nicht brennbar: das Material bietet im Brandfall durch das austretende Kristallwasser einen zusätzlichen aktiven Brandschutz
SCHON GEWUSST?
Für spezielle Anforderungen, wie eine höhere Tragfähigkeit, wird Anhydritestrich auch mit Zusatzstoffen wie Fasern verstärkt, um die Stabilität zu erhöhen und Risse zu verhindern.

Wie wird Anhydritestrich verlegt? 

Für eine optimale Verlegung sollte der folgende Aufbau berücksichtigt werden:

  1. Bodenplatte
  2. erste Trennschicht
  3. Dämmschicht
  4. Zweite Trennschicht
  5. Estrich

Bevor Anhydritestrich verlegt wird, ist eine Dämmung der Bodenplatte notwendig, und der Estrich muss durch eine zweite Trennschicht geschützt werden. Wichtig ist, dass das Dämmmaterial druckfest und trittfest ist. Bei dieser Vorgehensweise bleibt der Estrich komplett entkoppelt und hat keinen Kontakt zu anderen Bauteilen wie Böden, Wänden oder Rohren. Eine solche spannungsfreie Konstruktion vermeidet Risse.

Was sind die Vorteile von Anhydritestrich?

  • hohe Wärmeleitfähigkeit
  • hohe Zugfähigkeit
  • kurze Aushärtungszeit
  • natürliche Inhaltsstoffe
  • geringere Schwindrisse
  • glatte Oberfläche nach dem Verlegen (nivelliert sich selbst)
  • trocknet schnell
  • vergleichsweise rissfest
  • individuelle Färbung möglich
  • kein Nachbearbeiten der Ränder notwendig

Was sind die Nachteile von Anhydritestrich? 

  • nicht in Feuchträumen nutzbar
  • Schimmelgefahr
  • Nachbearbeitung vor dem Verlegen erforderlich
  • nicht für starke Belastungen geeignet
  • höherer Aufwand bei Bodenbelägen
  • etwas teurer

Welche Vor- und Nachteile hat Anhydritestrich im Vergleich zu anderen Estricharten?

Sie sind sich noch nicht sicher, ob Sie Anhydritestrich oder eine andere Estrichart verlegen möchten? In der folgenden Tabelle finden Sie einen übersichtlichen Vergleich der Vor- und Nachteile, um Ihre Anforderungen mit den Eigenschaften der einzelnen Estricharten abzugleichen.

MerkmalAnhydritestrichZementestrichMagnesiaestrichGussasphaltestrich
Estrichtrocknung7 bis 14 Tage21 bis 28 Tageschnelle Aushärtungsofort nach dem Abkühlen nutzbar
Wärmeleitfähigkeitsehr gutmittel bis gut (abhängig von Dichte)gering bis gut (je nach Füllstoffen)sehr gut
Wasserfestigkeitempfindlichhochempfindlichsehr hoch (wasserfest)
Belastbarkeitmittel bis hochhochmittelsehr hoch
VerwendungInnenräume und Fußbodenheizung, aber nicht für Feuchträume geeignetuniversell, auch für Feuchträumetrockene Innenräume (wie zum Beispiel Sporthallen, Industrieböden)Außen- und Innenbereiche, auch hochbelastete Bereiche
Verlegungeinfachaufwendig, da oft mehrere Schichtenkompliziert, da spezielle Kenntnisse und Füllstoffe notwendighohe technische Anforderungen und spezielle Ausrüstung nötig
Eignung für Fußbodenheizungsehr gutgutweniger geeignetbedingt

Ist Anhydritestrich umweltfreundlich?

Anhydritestrich gilt tatsächlich als umweltfreundlicher als einige andere Estricharten, insbesondere im Vergleich zu herkömmlichem Zementestrich. Dies liegt vor allem an den Rohstoffen und dem Herstellungsprozess: Anhydritestrich wird auf Basis von Calciumsulfat (Anhydrit) hergestellt, das häufig als Nebenprodukt in der Industrie anfällt. Bei der Herstellung braucht es weniger Energie und Wasser, wodurch weniger CO₂-Emissionen freigesetzt werden, als es bei der Zementproduktion der Fall ist. Noch dazu lässt sich Anhydritestrich dünner auftragen als Zementestrich, was den Materialverbrauch reduziert und zu weiteren Einsparungen bei der Verarbeitung führt. Auch die schnelle Verarbeitbarkeit und die kürzere Trocknungszeit tragen zur Reduktion des Energieverbrauchs bei. So kann Anhydritestrich in Bezug auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit punkten, besonders wenn er in den richtigen Bereichen eingesetzt wird.

Wo wird Anhydritestrich eingesetzt?

  • als Sichtestrich für den Fußboden in Wohnräumen
  • vor dem Einbau von Fußbodenbelag in Wohnräumen 
  • als Untergrund von Fußbodenbelag in Büros
  • bei großer offenen Estrichflächen
WAS IST SICHTESTRICH?
Sichtestrich ist eine Art Estrich, der so verlegt wird, dass er ohne zusätzlichen Fußbodenbelag als sichtbare Oberfläche dient. Anhydritestrich eignet sich hervorragend als Sichtestrich, da er sich gut verarbeiten lässt und eine glatte, ansprechende Oberfläche bietet. 

Benötigen Sie einen Boden in Ihrem Innenbereich, der eine Oberfläche wie poliert aufweist, ist Anhydritestrich eine gute Wahl. Da er die Wärme schnell und gleichmäßig verteilen kann, eignet er sich vor allem in Räumen, in denen eine Fußbodenheizung integriert ist. Nicht geeignet ist er dafür in Feuchträumen wie Badezimmern oder Kellern oder im Außenbereich, weil er die Feuchtigkeit aufnehmen kann und dadurch an Stabilität verliert. Es kann dadurch zum Beispiel auch Schimmel entstehen. 

Modernes, lichtdurchflutetes Interieur einer Luxuswohnung mit großen Panoramafenstern und poliertem Anhydritestrich als Sichtestrich. Minimalistisches Design mit Holzdecke, einer grünen Pflanze in einem Korb und stilvollen Möbeln, die eine Verbindung zur natürlichen Außenumgebung schaffen.
Estrichboden in Form von Sichtestrich kann vor allem in modernen Gebäuden einen sehr klaren Look schaffen © runna10 / istockphoto.com

Wie wird Anhydritestrich verarbeitet?

Calciumsulfatestrich wird in der Regel als Fließestrich auf den Boden aufgebracht, verteilt sich gleichmäßig und bildet dann seine typische ebene und glattere Oberfläche. Nach dem Aushärten muss die entstandene Sinterschicht durch Schleifen entfernt werden, um eine optimale Haftung für den Fußbodenbelag zu gewährleisten. Verlegen können Sie auf diesem Untergrund jeden Belag, den Sie wünschen, von Fliesen über Parkett bis hin zu Vinyl und Laminat.

Was ist eine Sinterschicht?
Eine Sinterschicht ist eine dünne, harte und oft glatte Schicht, die sich auf der Oberfläche von Baustoffen wie Estrich bilden kann, wenn beim Trocknen feine Bestandteile (wie Wasser und Zement) nach oben steigen und sich dort ablagern. Diese Schicht kann die Haftung von Bodenbelägen beeinträchtigen, weshalb sie vor dem Verlegen von Belägen oder weiteren Schichten meist entfernt werden muss.

Im Einzelnen sehen die Bearbeitungsschritte bei Fließestrich wie folgt aus:

  1. Untergrundvorbereitung: Der Untergrund muss sauber, tragfähig und trocken sein. Eventuelle Risse oder Unebenheiten sollten ausgeglichen werden. Anschließend erfolgt der Auftrag einer geeigneten Grundierung, um die Haftung zu verbessern und den Feuchtigkeitsdurchlass zu regulieren.
  2. Mischung des Estrichs: Anhydritestrich wird entweder in einem Betonmischer oder durch spezielle Mischmaschinen direkt auf der Baustelle angerührt. Dabei sind die Herstellerangaben zu beachten, um eine gleichmäßige und klumpenfreie Konsistenz zu erhalten.
  3. Verlegen des Estrichs: Der Fließestrich wird auf die vorbereitete Fläche gegossen. Dank seiner selbstnivellierenden Eigenschaften verteilt sich der Estrich gleichmäßig und füllt auch schwer zugängliche Stellen. Achten Sie aber darauf, dass die Flüssigkeit sich nicht an Wänden oder Pfeilern sammelt, da hier Schallbrücken entstehen können.
  4. Glätten und Entlüften: Nach dem Gießen des selbstverdichtenden Materials erfolgt die Glättung mit einem speziellen Estrichrakel oder einer Glättmaschine. Um Lufteinschlüsse zu vermeiden, wird die Estrichfläche anschließend entlüftet. Dies geschieht mithilfe einer sogenannten Stachelwalze, die über den Estrich geführt wird.
  5. Trocknung und Aushärtung: Den Abschluss bildet die Trocknungsphase, in der der Boden vollständig aushärtet.
GUT ZU WISSEN:
Bei der Verarbeitung entsteht Staub, weswegen Sie Schutzkleidung, bestehend aus einer Atemschutzmaske und einer Schutzbrille tragen sollten. Schutzhandschuhe verhindern außerdem den Hautkontakt mit dem frischen Estrich, der leicht ätzend wirken kann.

Kann ich Calciumsulfatestrich selbst verlegen?

Fürs Verlegen braucht man spezielle Maschinen und Fachwissen, besonders hinsichtlich der gleichmäßigen Verteilung und Trocknung. Anhydritestrich erfordert eine genaue Mischung und Verarbeitung, damit er seine gewünschten Eigenschaften – wie die glatte Estrichfläche und die gute Wärmeleitfähigkeit – voll entfalten kann. Besonders bei Fußbodenheizungen muss die Verlegung präzise erfolgen, um Hohlräume oder Spannungen zu vermeiden, die später zu Rissen führen könnten. Fehler können bei der Verwendung von Anhydritestrich gravierende Folgen nach sich ziehen und sehr teuer werden: 

  • Fehler: zu frühes Verlegen, unzureichende Grundierung, falscher Kleber, fehlende Randfugen (normale Fugen sind nicht notwendig), unzureichende Trocknung
  • Folgen: Spannungsrisse, Ablösungen, Verformungen, Schimmelbildung, Hohllagen und brüchige Fugen

Die richtige Vorbereitung und Verarbeitung sind bei Anhydritestrich entscheidend für die Haltbarkeit und Optik des Fliesenbelags. Wir empfehlen Ihnen daher, egal, ob Fließestrich, Verbund- oder Heizestrich, einen Fachbetrieb mit den Arbeiten zu beauftragen.



Der Trocknungsvorgang bei Calciumsulfatestrich

Wenn man es genau nimmt, muss man „Aushärtungszeit“ und „Trocknungszeit“  getrennt voneinander betrachten. Die Aushärtungszeit ist die Zeit, bis der Estrich seine notwendige Festigkeit erreicht. Abhängig von den äußeren Bedingungen kann das etwa ein bis zwei Wochen dauern. Die vollständige Estrichtrocknung (bis zur Belegreife) dauert länger und richtet sich nach der Schichtdicke.

Anhydritestrich – mit welchen Trocknungszeiten muss ich rechnen?

Begehbarkeit: Anhydritestrich ist tatsächlich bereits nach 1 bis 2 Tagen unter optimalen Bedingungen begehbar. Die Grundfestigkeit wird schnell erreicht, jedoch darf er noch nicht voll belastet werden.

Trocknungszeit: Der Richtwert für die Trocknung liegt bei etwa 1 Millimeter Schichtdicke pro Tag, wenn optimale Bedingungen herrschen (etwa 20 bis 25 Grad und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit). Bei einer Dicke von 40 Millimeter beträgt die Trocknungszeit also ungefähr 40 Tage. Wichtig ist jedoch, dass diese Zeit variieren kann, je nach Raumklima und Belüftung. Bei dickeren Schichten oder ungünstigen Bedingungen kann die Trocknungszeit länger ausfallen.

WICHTIG:
Anhydritestrich sollte nur bei bestimmten Feuchtigkeitswerten belegt werden, da er besonders empfindlich auf Feuchtigkeit reagiert. Vor der Verlegung von Bodenbelägen sollte daher eine Feuchtigkeitsmessung (CM-Messung) durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Restfeuchte niedrig genug ist. Die Restfeuchte sollte in der Regel maximal 0,3 Prozent betragen (für Parkett oder andere empfindliche Beläge).

Wie kann ich die Trocknungszeit von Anhydritestrich beschleunigen?

Wenn eine schnellere Trocknung von Anhydritestrich erforderlich ist, können Sie Bautrockner zur Unterstützung einsetzen. Achten Sie dabei auf eine gleichmäßige und schonende Belüftung, um Spannungen und Risse zu vermeiden. Eine weitere Methode zur Trocknungsbeschleunigung ist das sogenannte Funktionsheizen bei Fußbodenheizungen. Etwa sieben Tage nach dem Verlegen können Sie das Funktionsheizen starten, wobei die Heiztemperatur schrittweise erhöht wird, um die Restfeuchtigkeit schonend auszutreiben. Beginnen Sie mit einer Temperatur von etwa 25 Grad Celsius und steigern Sie diese über einen Zeitraum von sieben bis 14 Tagen auf maximal 40 bis 45 Grad Celsius. Diese kontrollierte Erwärmung hilft, die Feuchtigkeit gleichmäßig zu reduzieren, ohne den Estrich zu schädigen.

Wann und warum muss ich Anhydritestrich schleifen?

Es gibt zwei Gründe, weswegen Sie oder der Fachbetrieb Ihren Anhydritestrich nach dem Verlegen anschleifen sollten: 

  • Fehlstellen oder Unebenheiten
  • Sinterschicht

Das Anschleifen von Anhydritestrich muss vor allem dann erfolgen, wenn der Bodenbelag verklebt werden soll, wie es zum Beispiel bei Fliesen oder Vinyl der Fall ist. 

Wie wird Anhydritestrich richtig geschliffen?

  • Gründliche Säuberung des Estrichs, um Staub, Schmutz oder lose Partikel zu entfernen. Dies erleichtert das Abschleifen und sorgt für ein gleichmäßiges Ergebnis.
  • Je nach Größe der Estrichfläche kommen unterschiedliche Schleifmaschinen zum Einsatz. Für große Flächen eignen sich Einscheibenmaschinen oder Tellerschleifer mit Diamantschleifscheiben. Diese Maschinen sorgen für eine gleichmäßige und großflächige Bearbeitung.
  • Der Schleifvorgang wird in mehreren Etappen durchgeführt, beginnend mit einer gröberen Schleifscheibe, um die Sinterschicht zu entfernen. Danach folgt die Bearbeitung mit einer feineren Schleifscheibe, um die Oberfläche glatter und gleichmäßiger zu machen.
  • Nach dem Abschleifen ist es wichtig, den entstehenden Staub gründlich zu entfernen. Staubsauger mit Feinstaubfiltern oder spezielle Industriesauger kommen hier zum Einsatz, um die Fläche vollständig von Staubresten zu befreien.

Wie wird der Estrich nach dem Anschleifen versiegelt oder vorbereitet?

Nach dem Schleifprozess ist es wichtig, den Estrich zu versiegeln oder ihn weiter vorzubereiten, bevor Sie den endgültigen Bodenbelag verlegen können. 

  • Staubbindung und Grundierung: Nachdem der Staub entfernt wurde, wird eine Grundierung aufgetragen. Diese hilft, den Boden zu stabilisieren, die Haftung zu verbessern und das Aufsteigen von Restfeuchtigkeit zu verhindern. Für den Anhydritestrich eignen sich spezielle Grundierungen, die auf das Material abgestimmt sind. 
  • Versiegelung: In Bereichen, die eine erhöhte Feuchtigkeitsbeständigkeit benötigen, ist eine zusätzliche Versiegelung unerlässlich. Diese Versiegelung schützt den Estrich vor Feuchtigkeit und verhindert das Eindringen von Wasser, das den Estrich langfristig beschädigen könnte.

Achten Sie bei der Auswahl der Grundierung oder Versiegelung darauf, dass sie mit dem Estrichmaterial und dem geplanten Bodenbelag kompatibel sind, um eine dauerhafte und sichere Verbindung zu gewährleisten. Am besten nehmen Sie Material vom gleichen Hersteller und beachten genau die Herstellerangaben. Wenn Sie einen Fachbetrieb beauftragen, können Sie sicher sein, dass die einzelnen Komponenten aufeinander abgestimmt sind. 



Was ist zu beachten, wenn Anhydritestrich auf Fußbodenheizungen verlegt wird?

Nicht nur im späteren Verlauf kommt die Fußbodenheizung zum Einsatz, sondern schon während der Trocknungsphase. Zunächst können Sie das sogenannte Funktionsheizen durchführen, danach folgt das Belegreifheizen. Hierbei wird die Heizleistung maximiert und genutzt, um den Estrich endgültig belegreif zu machen, wenn die Restfeuchte unter 0,3 Prozent liegt. Vor der Verlegung des Bodenbelags ist also eine Feuchtigkeitsmessung erforderlich, um Schäden am Belag zu vermeiden. 

Damit eine effektive Reaktionszeit der Heizung erhalten bleibt, ist es wichtig, dass die Heizrohre vollständig abgedeckt sind. Dabei eignet sich  eine Mindestdicke von etwa 45 Millimetern. Eine zusätzliche Dämmschicht unter dem Estrich verhindert zudem Wärmeverluste und dämpft Trittschall.

Was kostet Anhydritestrich pro Quadratmeter?

Die reinen Materialkosten für den Anhydritestrich liegen für einen 30-Kilo-Sack bei rund 10 Euro (30 bis 40 Cent pro Kilo). Laut Herstellerangaben können Sie damit etwas mehr als 1,5 Quadratmeter belegen, ausgehend von einer Dicke von einem Zentimeter.

Grundsätzlich variieren die Kosten je nach der Dicke des Estrichs und dem Aufwand für die Verlegung. Im Durchschnitt können Sie mit Kosten zwischen 20 und 40 Euro pro Quadratmeter inklusive der Verlegung durch einen Fachbetrieb rechnen. Zu den Arbeits- und Materialkosten können eventuelle Zusatzkosten, wie das Anschleifen des Estrichs, hinzukommen.

Anhydritestrich ist etwa 30 Prozent teurer als der ebenfalls oft genutzte Zementestrich. Bauherren sollten jedoch bedenken, dass Anhydritestrich deutlich schneller belastbar ist, was den Baufortschritt erheblich beschleunigen kann.

Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Rissgefahr bei schneller Trocknung: Anhydritestrich kann bei zu schnellem Trocknen durch hohe Temperaturen oder zu starke Zugluft Spannungsrisse bekommen. Daher sollten Sie auf eine gleichmäßige, langsame Trocknung achten.
  2. Grundierung vor der Verlegung von Bodenbelägen: Bevor der Bodenbelag verlegt wird, sollte der Anhydritestrich grundiert werden, um die Haftung zu verbessern und das Aufsteigen von Restfeuchtigkeit zu verhindern.
  3. Verwendbarkeit mit Dämmstoffen: Anhydritestrich lässt sich gut mit Dämmstoffen wie Schaumglas kombinieren, was ihn ideal für energetisch optimierte Bauprojekte macht, die auf eine verbesserte Wärme- und Trittschalldämmung Wert legen.
  4. Anpassung an komplexe Raumformen: Aufgrund seiner selbstnivellierenden Eigenschaften eignet sich Anhydritestrich besonders gut für Räume mit komplizierten Grundrissen oder schwer zugänglichen Bereichen, da er sich von selbst gleichmäßig verteilt.
  5. Vermeidung von direkter Sonneneinstrahlung während der Trocknung: Anhydritestrich sollte während der Trocknung vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, da dies die Trocknung ungleichmäßig beschleunigen könnte.


Fazit

Anhydritestrich ist eine ausgezeichnete Wahl für den Innenbereich und eignet sich besonders gut für Räume, in denen eine Fußbodenheizung installiert werden soll. Seine schnelle Trocknung und die hohe Wärmeleitfähigkeit machen ihn ideal für den Einsatz in Wohn- und Geschäftsräumen, da er die Wärme effizient weiterleitet und so zu einem angenehmen Raumklima beiträgt. In Feuchträumen wie Badezimmern oder Waschküchen wird er eigentlich nicht verwendet und wenn, dann nur mit einer speziellen Versiegelung, um den Estrich vor eindringender Feuchtigkeit und damit verbundenen Schäden zu schützen. Obwohl die Kosten für Anhydritestrich etwas höher sein können als bei herkömmlichen Estrichen, hat er sich durch seine Leistungsfähigkeit und seine Vorteile bei modernen Bauprojekten nahezu unverzichtbar gemacht.

Anhydritestrich: Häufig gestellte Fragen

Wie verhält sich Anhydritestrich bei extremen Temperaturen?

Anhydritestrich reagiert empfindlich auf sehr niedrige und sehr hohe Temperaturen, da diese die Trocknung, Festigkeit und Struktur des Estrichs beeinflussen können.

Kann Anhydritestrich auch nachträglich auf Fußbodenheizungen verlegt werden?

Stimmen die Voraussetzungen wie eine ausreichende Isolierung und eine gleichmäßige Wärmeverteilung, ist auch eine nachträgliche Verlegung möglich. Bei einer nachträglichen Installation muss die Aufbauhöhe sorgfältig geprüft werden, da der Estrich eine gewisse Stärke benötigt, um die Heizungsrohre komplett zu umschließen. Normalerweise beträgt die Mindesthöhe etwa 35 bis 45 Millimeter über den Heizungsrohren, um Rissbildungen und Schäden zu verhindern.

Besteht Schimmelgefahr bei Anhydritestrich?

Da Anhydritestrich Feuchtigkeit aufsaugt, besteht bei unsachgemäßer Verwendung in Feuchträumen die Gefahr von Schimmelbildung. In solchen Fällen ist es wichtig, den Estrich professionell zu versiegeln oder alternative Estricharten zu verwenden.

Welche Bodenbeläge eignen sich am besten für Anhydritestrich?

Auf Anhydritestrich können Sie eine Vielzahl von Bodenbelägen wie Fliesen, Laminat, Parkett und Teppich verlegen. Bei der Verlegung sollte aber immer darauf geachtet werden, dass die Restfeuchte des Estrichs ausreichend niedrig ist, um Spannungsrisse zu vermeiden.

Muss Anhydritestrich immer geschliffen werden?

Ja, das Abschleifen von Anhydritestrich ist notwendig, um die entstandene Sinterschicht zu entfernen und die Haftung von Klebstoffen und Bodenbelägen zu gewährleisten.

Kann Anhydritestrich auch gefärbt werden?

Für einen dekorativen Effekt können Sie Farbpigmente hinzumischen. Dies ist besonders bei sichtbaren Böden beliebt, wenn kein zusätzlicher Bodenbelag gewünscht ist. Die Pigmente werden direkt in den frischen Estrich eingearbeitet, um eine gleichmäßige Farbverteilung zu gewährleisten.

Was passiert bei einem Wasserschaden?

Bei einem Wasserschaden sollten Sie schnell handeln, denn schon nach kurzer Zeit kann bei Anhydritestrich Schimmel entstehen. Ist das Dämmmaterial auch durchnässt, dann müssen Löcher gebohrt werden, durch die warme Luft in die Dämmschicht geblasen wird.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.