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Bodenfliesenverlegung

Rutschhemmung bei Fliesen: Welche Rutschfestigkeitsklassen gibt es?

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 21. November 2022
Lesedauer: 8 Minuten
© IK75 / istockphoto.com

Bodenfliesen können überaus glatt sein und besonders in Kontakt mit Flüssigkeit eine Sturzgefahr bergen. In öffentlichen und gewerblichen Räumen ist es verpflichtend, Böden mit einer geeigneten Rutschhemmung zu verlegen. Auch für Privatpersonen ist es sinnvoll, sich vor dem Verlegen von neuen Bodenfliesen mit deren Rutschhemmung zu beschäftigen. In diesem Artikel erfahren Sie alles zum Thema Rutschklassen.

Alles auf einen Blick:

  • Fliesen werden in die Rutschklassen R9 bis R13 eingeteilt.
  • Je höher die Rutschklasse, desto weniger rutschig ist die Oberfläche. 
  • Der Bodenbelag wird gemäß den Anforderungen der DIN 51130 geprüft, wodurch die Rutschklassen anhand des Neigungswinkels bestimmt werden. 
  • Für nassbelastete Barfußbereiche müssen Böden nach der DIN 51097 geprüft werden. 
  • In öffentlichen und gewerblichen Bereichen ist das Verlegen von rutschhemmenden Fliesen verpflichtend. 

Definition: rutschhemmende Fliesen

Fliesenböden, die oft oder ständig in Kontakt mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten kommen, müssen eine gewisse Trittsicherheit bieten. Rutschhemmende Fliesen sorgen für diesen sicheren Tritt und minimieren so die Verletzungsgefahr. 

Was ist die Rutschhemmung bei Fliesen?

Die Rutschhemmung bei Fliesen ist besonders wichtig für die Sicherheit. So gibt es Bodenfliesen, die extrem rutschig sind, was sowohl für Sie als auch für Ihre Familie zum echten Problem werden kann. Schneller als Sie denken, rutschen Sie aus und können sich ernsthaft verletzen. 

In privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereichen sollen rutschhemmende Fliesen genau das verhindern. Rutschhemmende Bodenfliesen besitzen eine besonders raue Oberflächenstruktur und sorgen damit für einen sicheren Tritt. Vor allem für nassbelastete Barfußbereiche eignen sie sich optimal. Das betrifft zum Beispiel private Badezimmer sowie öffentliche Duschen oder Umkleidekabinen. 

Bodenfliesen sind in unterschiedliche Rutschklassen eingeteilt, woran Sie die Oberflächenrauheit und somit die Trittsicherheit erkennen können. 

Warum ist die Rutschhemmung bei Fliesen wichtig?

Fliesen sind ein pflegeleichter Fußboden, der optisch viel zu bieten hat. Leider ist dieser Bodenbelag glatt und dadurch die Rutschgefahr hoch. Durch den Einsatz von rutschhemmenden Fliesen können Sie schwere Sturzunfälle verhindern. 

In den eigenen vier Wänden sind rutschfeste Bodenfliesen nicht verpflichtend, aber durchaus sinnvoll. Eine erhöhte Rutschgefahr besteht vor allem in Badezimmern mit bodengleichen Duschen.

In öffentlichen und gewerblichen Räumen müssen geflieste Böden besondere Anforderungen erfüllen, um eine angemessene Rutschsicherheit zu bieten. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Barfußbereiche in Schwimmbädern,
  • Saunen,
  • Beckenböden,
  • Umkleidekabinen
  • sowie Einzel- und Sammelduschen. 

Trittsichere Oberflächen können auch im Außenbereich, wie zum Bespiel auf Terrassen, zum Einsatz kommen.

TIPP:
Bereits bei der Auswahl der Fliesengrößen können Sie die Rutschsicherheit erhöhen. Kleinformatige Fliesen, wie Mosaik, verringern durch die Vielzahl an Fugen die Rutschgefahr.


Rutschklassen im Überblick

Ob es sich um einen rutschhemmenden Fliesenboden mit den richtigen Anforderungen handelt oder nicht, finden Sie heraus, indem Sie sich die jeweilige Rutschklasse anschauen. Der Hersteller gibt in der Regel die Rutschfestigkeit an.

Was sind Rutschklassen?

Rutschklassen werden auch als Rutschhemmklassen bezeichnet. Es existieren die Rutschklassen R9 bis R13. Die Rutschhemmung ist umso besser, je höher die R-Klasse ist. 

Um die Rutschhemmklasse zu bestimmen, wird in der Regel eine Versuchsanordnung getätigt. Die Prüfung und die Klassifizierung erfolgen nach der Industrienorm DIN 51130.

Das Experiment sieht folgendermaßen aus:

  1. Eine ausgewählte Person wird mit Schutzschuhen ausgestattet und läuft dann auf einer mit Öl präparierten schiefen Ebene.
  2. Es wird nun geprüft, ab welchem Neigungswinkel der Fliese die Person ins Rutschen gerät. Dabei wird der Fußboden immer steiler.
  3. Letztendlich wird die Rutschhemmklasse anhand des Neigungswinkels berechnet.

Für nassbelastete Barfußbereiche werden Böden nach der DIN 51097 geprüft und in A-, B- und C-Klassen kategorisiert. Der Prüfungsablauf ist der gleiche, nur wird der Fußboden ohne Schuhwerk getestet. 

Fliesen werden mindestens mit einer R-Klassifizierung gekennzeichnet. Die Bewertung der Rutschhemmung kann sich aber auch aus einer R-Klasse und einem Buchstaben zusammensetzen. Für das Badezimmer eignen sich beispielsweise Fliesen der Rutschklasse R10 in Kombination mit der Nassklasse A im Trockenbereich und der Klasse C im Nassbereich (beispielsweise in einer bodengleichen Dusche). Die Information zur Rutschfestigkeitsklasse finden Sie in den jeweiligen Produktbeschreibungen. 

Wozu dienen die Rutschklassen?

Die Rutschklassen sollen verhindern, dass sehr glatte Böden in Bereichen eingesetzt werden, in denen ein erhöhtes Verletzungspotenzial besteht.

In Arbeitsräumen und öffentlichen Innen- und Außenbereichen ist es gesetzlich verpflichtend, Bodenbelag mit einer geeigneten rutschhemmenden Eigenschaft zu verlegen. Hier dient die Kategorisierung als Maßstab, um den richtigen Bodenbelag auszusuchen und ein sicheres Umfeld zu schaffen. 

Welche Rutschfestigkeitsklassen gibt es?

Insgesamt wird zwischen fünf R-Klassen unterschieden. Ist ein Bodenbelag mit der Klasse R9 ausgezeichnet, besitzt er die niedrigste Rutschsicherheit. Die beste Trittfestigkeit besitzen Böden der Bewertungsgruppe R13. 

Welche einzelnen Rutschklassen es gibt und für welche Bereiche die entsprechenden Fliesen geeignet sind, listen wir Ihnen im nachfolgend auf:

RutschklasseNeigungswinkelAnwendungsbereich
R9zwischen 6° bis 10°Treppen und Eingangsbereiche in öffentlichen Gebäuden, Friseur- und ähnliche Läden, Verkaufsräume
R10zwischen 10° bis 19°Sozialräume, Sanitärräume, gewerblich genutzt Lageräume, barrierefreies Wohnen
R11zwischen 19° bis 27Gehwege, Parkflächen im Außenbereich und Garagen
R12zwischen 27° bis 35°Räume, in denen mit Fett gearbeitet wird und bei denen mit einer öligen Oberfläche zu rechnen ist, z. B. Spülräume
R13über 35°Ölraffinerien, Schlachthäuser
INFO:
Für Arbeitsbereiche, in denen der Boden mit Ölen und anderen gleitfähigen Stoffen in Kontakt kommt (zum Beispiel Schlachthöfe), ist außerdem der V-Wert eine wichtige Kennzeichnung. Er gibt den Verdrängungsvolumen beziehungsweise Verdrängungsraum an. Das bezeichnet den Raum, der zwischen Schuhsole und Bodenbelag entsteht. Fliesenmaterial mit einem V-Wert besitzt eine besonders profilierte Oberfläche, sodass kein Schmierfilm bilden kann.

Welche Rutschhemmklassen gelten für nassbelastete Barfußbereiche?

Der Bodenbelag in nassbelasteten Barfußbereichen muss die Anforderung der DIN 51097 erfüllen. Der Boden wird ebenfalls anhand der Neigung klassifiziert. Die Prüfung der Rutschfestigkeit wird hier nur barfuß durchgeführt. 


Es gibt folgende Bewertungsgruppen: 

  • A (Neigung über 12°): geringe Rutschfestigkeit, geeignet für Umkleidekabinen, Ruhezonen sowie trockene Barfußgänge
  • B (Neigung über 18°): mittlere Rutschfestigkeit, geeignet für nasse Barfußgänge sowie für Böden von Schwimmbecken
  • C (Neigung über 24°): hohe Rutschfestigkeit, geeignet für sogenannte Durchschreitbecken und wasserführende Treppen 

Welche Rutschklassen eignen sich für Ihr Zuhause?

Ob Bad oder Arbeitsbereich: In Ihren eigenen vier Wänden muss der Bodenbelag nicht die Anforderung der DIN-Normen erfüllen, sinnvoll aber ist es.

In bodengleichen Duschen sollten Sie auf jeden Fall, allein zur eigenen Sicherheit, auf rutschhemmende Fliesen zurückzugreifen. 

  • Badezimmer: Fliesen der Klasse A und R10 oder R11 
  • Dusche: Fliesen der Klasse C sowie der Rutschhemmklasse R11
  • Küche: Fliesen der Klassen A bis B und R10 

Ein Profi kann Sie am besten beraten, wenn Sie neue Fliesen mit der richtigen Rutschklasse verlegen möchten. Bei glasierten Fliesen sollten Sie außerdem auf die sogenannte Abriebklasse achten. 

Kann ein Bodenbelag nachträglich rutschfest gemacht werden?

Es gibt drei Methoden, mit denen die Haftreibung von Fußböden im Nachhinein optimiert werden kann: 

  1. Anti-Rutschstreifen: Die transparenten Klebestreifen besitzen eine raue Oberfläche und sind einfach selbst anzubringen. Sie eignen sich auch für das Badezimmer.
  2. Anti-Rutsch-Bodenbeschichtung: Durch ein geeignetes Beschichtungsmittel aus Epoxidharz kann die Rutschhemmung verbessert werden.
  3. Mechanische Technik: Die Bearbeitung von Fußböden mithilfe von präzisen Sand- und Korundstrahlen raut die Oberfläche auf. Korund ist ein sehr robustes Mineral und ist wie Sand ein optimales Strahlmittel, um Oberflächen zu bearbeiten. Diese Methode sollte von Profis durchgeführt werden und ist für keramische Fliesen nicht geeignet. 
  4. Lasertechnik: Hier handelt es sich um eine weitere Technik, die Laien nicht ausüben sollten. Böden aus Naturstein können mit pulsierenden Laserstrahlen bearbeitet werden, um kleine Vertiefungen zu kreieren.
  5. Chemische Mittel: Ein glatter Bodenbelag kann zum Beispiel mit einem geeigneten Säuremittel behandelt werden, um eine raue Oberfläche mit erhöhter Haftreibung zu erhalten. Für die richtige Ausführung sollten Sie sich an einen Fachbetrieb wenden.


Fazit 

Der Einsatz von Fliesen mit der geeigneten Rutschhemmklasse ist in öffentlichen Bereichen und Arbeitsbereichen verpflichtend. Sie können jedoch auch die Sicherheit im privaten Haushalt erhöhen. Deshalb sollten Sie beim Verlegen neuer Fliesen immer auf eine möglichst gute Rutschhemmung achten, die für den jeweiligen Bereich geeignet ist. Gemäß der DIN 51130 und DIN 51097 werden Fußböden getestet und nach ihrer Rutschhemmung kategorisiert. Es gibt fünf R-Klassen sowie Bewertungsgruppen A bis C für nassbelastete Barfußbereiche.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.