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Estrich

Risse im Estrich sind oft unvermeidbar – Ursachen und Sanierungsmaßnahmen

Fliesenleger.net Team
Verfasst von Fliesenleger.net Team
Zuletzt aktualisiert: 07. Juni 2021
Lesedauer: 7 Minuten
Trennrisse durchziehen den gesamten Querschnitt des Estrichs bis zum Trägerbelag. Negative Beeinträchtigungen der Trag- und Nutzfähigkeit sind hier nicht auszuschließen, weshalb dieser mit einem kraftschlüssigen Verbund ausgebessert werden muss. © Fliesenleger.net

Estrich – der Allzweck-Unterboden und mittlerweile auch beliebte Fußbodenbelag in Wohnräumen wird feucht verlegt, womit Sie nach der Trocknungszeit mit mehr oder weniger gravierenden Rissen zu rechnen haben. Auf welche Ursachen eingegrenzt und wie die Fehlstellen ausgebessert werden können, erfahren Sie hier auf Fliesenleger.net!

Querschnittsdiagramm eines Estrichbodens mit Bezeichnungen: "Risse im Estrich", "Trennriss", "Estrich", "Dämmung" und "Beton". Es zeigt einen Trennriss, der sich durch den Estrich bis zur Dämmung erstreckt.
Trennrisse durchziehen den gesamten Querschnitt des Estrichs bis zum Trägerbelag. Negative Beeinträchtigungen der Trag- und Nutzfähigkeit sind hier nicht auszuschließen, weshalb dieser mit einem kraftschlüssigen Verbund ausgebessert werden muss. © Fliesenleger.net

Es mag zu heutigen bautechnischen Verhältnissen unbegreiflich erscheinen, doch Risse im Estrich sind mitunter nicht zu vermeiden und lassen nicht zwangsläufig auf ein Abweichen vom Stand der Technik schließen. Ob calciumsulfat- , magnesit- oder zementgebunden – Risse im Estrich sind ein weitverbreitetes Problem und können je nach Vernetzung und Tiefe unterschiedlich prekär für die nachstehenden Bauschritte sein. Gravierende Risse sollten durch eine Kunstharzlösungund und eingesetzte Estrichklammern kraftschlüssig gebunden werden, um Schäden am Oberboden, eventuellen Heizleitern oder völlige Ausbrüche, welche im Ernstfall die Entfernung des Estrichs zur Folge haben, zu vermeiden.

Kraftschlüssige Verbindung:
Der Zusammenhalt kraftschlüssiger Verbindungen wird durch die wirkende Kraft (etwa Druck- oder Reibekraft) gewährleistet. Die Werkstücke werden zumeist so zusammengepresst, dass die Reibung an den Berührungspunkten zum Verschluss ausreicht. Klassische Verbindungen hierfür wären Nagel-, Schraub- und Keilverbindungen.

Ursachen für Risse im Estrich

Die Ermittlung der rissauslösenden Ursachen gestaltet sich in der Praxis auch für den geschulten Estrichverleger als sehr schwierig, da unterschiedlichste Faktoren zu Fehlstellen führen können. Hauptsächlich sind Zugspannungen für Risse im Estrich verantwortlich, welche durch folgende Faktoren entstehen können:

  • Das sogenannte Schwinden beschreibt die durch Austrocknung verursachten Volumenänderungen des Estrichs. Dieser zieht sich zusammen und bildet Risse. Das klassische Trocknungsschwinden vollzieht sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten, in dem der gesamte Querschnitt des Estrichs austrocknet. Das Frühschwinden entsteht durch den prompten Wasserentzug des frisch verlegten Estrichs.
  • Bei einer unterschiedlich starken Austrocknung des Estrichs kann es zu Feuchtigkeitsdifferenzen kommen, welche zu Spannungen und schließlich Rissen im Belag führen. Diese entstehen etwa durch unregelmäßige Estrichdicken oder unterschiedlich belüftete Bereiche des Bodens.
  • Temperaturunterschiede im Estrich treten vor allem vor großen Fensterfronten oder unterschiedlichen Heizbereichen auf. Bei nicht ausreichender Bewegungsfreiheit des Estrichs können auch hier Spannungen entstehen, welche zu Rissen führen. In diesem Zusammenhang steht auch die thermische Belastung bei kurzzeitig zu hohen Temperaturen, etwa verursacht durch die Fußbodenheizung.
  • Zu frühe oder zu starke mechanische Belastungen (statisch oder dynamisch) führen zu Biegespannungen, welche Risse im Estrich zur Folge haben.
  • Weiterhin sorgen die Materialeigenschaften des Estrichs selbst und gewisse Einbaukriterien für Rissbildungen. Zu letzterem zählen etwa Sonneneinstrahlung, Zugluft, offene Gebäudeteile, Risse im Untergrund (bei Verbundestrichen), eine zu dünne Estrichschicht und Rohre im Estrich

Fugen können Bewegungen aufnehmen und diese im Idealfall ohne auftretende Spannungen ermöglichen. Auch im Estrich werden Fugen verarbeitet. Baudehn- und Bewegungsfugen sollen dafür sorgen, dass die Bewegungen zwischen den Baukörpern und dem Estrich ausgeglichen werden. Sogenannte Scheinfugen werden mit Kellenschnitten (bis zu einem Drittel der gesamten Estrichdicke) bewusst als Sollbruchstellen angelegt. Somit wird die angenommene Rissbildung im Estrich durch etwaiges Schwinden kontrolliert vorgegeben und kann im Nachhinein mit kalkuliert weniger Aufwand wieder behoben werden.

Letztlich kann es selbst bei fachgerechter Verlegung des Estrichs zu Rissen kommen. Die Einhaltung normativer Vorgaben sowie technischer Regeln (so auch die Fugenverlegung) wirkt der Rissbildung entgegen, kann diese jedoch nicht gänzlich ausschließen.

Rissarten im Estrich

Risse im Estrich können anhand ihrer Größe und Ausprägung unterschieden werden. Hiernach richtet sich die Notwendigkeit entsprechender Sanierungsmaßnahmen. Grundsätzlich finden sich folgende Risse:

  • Haarrisse
  • Netzrisse
  • Trennrisse

Haarrisse beschreiben feine Risse mit geringer Maschenweite. Diese entstehen hauptsächlich in der Phase des Frühschwindens unter Einwirkung von Abbindetemperatur und Zugluft. Die Trag- und Nutzungsfähigkeit des Estrichs wird hier in der Regel nicht beeinflusst, womit der Haarriss zumeist keinen Mangel darstellt. Dies ist grundsätzlich auch bei Netzrissen der Fall. Diese treten lediglich in größeren Maschen- und Rissbreiten auf und sind bei Einhaltung normativer Bauvorgaben ebenfalls harmlos. Der Rissverlauf von Trennrissen verläuft im Gegensatz zu Haar- oder Netzrissen geradlinig und kann sich in der Folgezeit noch vergrößern. Der Trennriss durchzieht den gesamten Querschnitt des Estrichs bis zum jeweiligen Trägerbelag und kann dessen Trag- und Nutztauglichkeit negativ beeinträchtigen.

Rissbildungen im Estrich, der nach anerkannten baurechtlichen Vorschriften verlegt wurde, können als warentypische Eigenschaft angesehen werden, müssen jedoch je nach Ausprägung saniert und belegreif gemacht werden. Ohne eine fachgerechte Ausbesserung des Estrichs kann es zu Folgeschäden im Estrich selbst oder an dem aufliegenden Fußbodenbelag kommen. Je nach Nutzungsform und mechanischer Belastung können so etwa die aneinander liegenden Estrichscheiben bei Bewegungen zu Rissen im Belag führen oder etwa die innerliegenden Heizleiter beschädigen.

Sanieren der Risse im Estrich

Die Sanierungsmaßnahmen für entsprechend gravierende Risse umfassen das kraftschlüssige Verschließen des Estrichs. Auch die Sollbruchstellen der Scheinfugen müssen nach Verordnungen der DIN 18560 durch kraftschlüssiges Verschließen mit Kunstharz belegreif gemacht werden. Bevor es an die jeweilige Sanierung geht, gilt es, die Ursachen so gut wie möglich auszumachen, um weitere Schäden ausschließen und den einwandfreien Verbund des Risses gewährleisten zu können. So sollte etwa die Trocknungszeit des Estrichs beachtet werden, damit der Schwindungsprozess soweit wie möglich abgeschlossen ist und das Verkleben unbeeinträchtigt vonstattengehen kann.

UNSER TIPP:
Je nach Estrich- und Rissart bestehen unterschiedlichste Anforderungen an die Sanierung. Handelt es sich um einen Nutzestrich, oder wird später noch mit einem Belag abgeschlossen? Wie breit ist der Riss und besteht bereits ein Höhenversatz? Ist besonders bei Verbundestrichen mit Hohlstellen oder gar Rissen im tragenden Beton zu rechnen? Die Sanierung des Estrichs sollte daher unbedingt von einem geschulten Fachmann durchgeführt werden. Über unser Online-Formular können Sie aus diesem Grunde kostenlos und unverbindlich mit passenden Fliesenleger-Betrieben in Ihrer Nähe in Verbindung treten!

Ein kraftschlüssiger Verbund mittels geeigneter Dübel oder Kunstharz garantiert die Tragfähigkeit und Sicherheit des gerissenen Estrichs. Zunächst wird der Riss ein wenig ausgekratzt damit das Harz leichter eindringen kann. Anschließend werden kleine Schlitze quer über den Riss gesägt – in diesen finden später die Estrichklammern Platz. Um den einwandfreien Verbund des Gießharzes zu garantieren, wird sämtlicher Staub aus dem Riss abgesaugt, bevor das mit einem Härter angereicherte Gießharz in den Riss gefüllt wird. Die Estrichklammern werden in die nun mit Harz gefüllten Schlitze gelegt und nochmals mit diesem übergossen. Nachdem sämtliches überflüssiges Harz abgetragen wurde, wird die Klebestelle mit Quarzsand abgestreut.

Bei feinen Haar- und Netzrissen kommt überwiegend eine Pinseltechnik zum Einsatz. Hier wird, ähnlich dem Versiegeln des Estrichs, ein möglichst fließfähiges Harz mit einem Pinsel auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Die Eigenschaften des Harzes sollten dabei zulassen, die Schichten hintereinander nass auf nass auftragen zu können, bis die jeweiligen Risse im Estrich gefüllt sind.

Fazit

Risse im Estrich können selbst bei fachgerechtem Verlegen des Mörtels entstehen, sind somit niemals auszuschließen und als bautypische Eigenschaft anzusehen. Feine Haar- und Netzrisse stellen zumeist zwar keine negative Beeinträchtigung der Tragfähigkeit dar, müssen jedoch trotzdem, so wie die mitunter gravierenden Trennrisse, belegreif gemacht und somit verschlossen werden. Bei Trennrissen ist hier ein kraftschlüssiger Verbund mit Kunstharz vorgeschrieben.

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