Fliesenleger.net Icon
Fliesen verlegen

Entkopplungsmatte: Funktion und Nutzen

Jérôme Grad
Verfasst von Jérôme Grad
Zuletzt aktualisiert: 07. Juni 2021
Lesedauer: 7 Minuten
© LeventKonuk / istockphoto.com

Aufgrund veränderter Luftfeuchtigkeit und wechselnden Temperaturen in den kalten und warmen Monaten ziehen sich Baustoffe im Haus zusammen oder dehnen sich aus. Durch diese Bewegungen entstehen Spannungen zwischen Unterboden und Fußbodenbelag. Die Folge sind Risse in Fliesen oder Estrich und Spalten nach dem Winter im Holzboden. Abhilfe verschaffen Entkopplungsmatten.

Alles auf einen Blick:

  • Entkopplungsmatten trennen Unterboden und Fußbodenbeläge voneinander.
  • Sie fangen dabei Bewegungen ab und verhindern so Spannungsrisse in Estrich und Fliesenbelag.
  • In der Regel bestehen sie aus Kunststoff, Textilfaser oder Hartschaum und sind als Meterware auf einer Rolle erhältlich.
  • Sie können entweder mit dem Unterboden fest verklebt oder lose verlegt werden. Der neue Fußbodenbelag wird dann, wie gewohnt, mit speziellem Fliesenkleber verlegt.

Definition

Entkoppelnde Systeme werden oft standardmäßig unter Fliesenböden und Holzdielen verlegt und schützen die Bewohner dadurch vor so mancher zerbrochenen Fliese oder Rissen im Holz.

Was sind Entkopplungsmatten?

Eine Entkopplungsmatte ist eine flexible Schicht zwischen Unterboden und Fliesen, Natursteinen oder Parkett.

Fußboden und Fußbodenbelag sind dadurch nicht fest miteinander verbunden, sondern voneinander getrennt – also entkoppelt. Ziel ist es, gegensätzliche Bewegungen zwischen diesen beiden Fußbodenschichten auszugleichen.

 Wann sind sie notwendig?

Eine Entkopplung ist bei kritischem Untergrund und starren Fußbodenbelägen wie Fliesen und Holzdielen sinnvoll. Schwingungen und Bewegungen im Unterboden verursachen sonst schnell Schäden an den Fugen oder den Fliesen beziehungsweise dem Holzboden und dem Unterboden.

Zu schwierigen Untergründen gehören beispielsweise junger Estrich, der noch nicht trocken ist, oder Holzböden. Letztere reagieren auf die sich verändernde Luftfeuchtigkeit im Sommer und Winter, quellen auf oder ziehen sich zusammen. Eine gewisse Bewegung ist also immer vorhanden. Sind Unterboden und Oberbelag direkt miteinander verklebt, bauen sich Spannungen schlechter ab. Es folgen Spannungsrisse in Estrich, Parket und Fugen, Fliesen lockern sich oder zerbrechen. Je größer die Fliesen sind, desto größer ist das Risiko des Zerbrechens.

Entkoppelnde Systeme eignen sich auch dann, wenn:

  • Böden starke Belastungen aushalten müssen, wie in gefliesten Garagen.
  • alte Farb- und Kleberreste verhindern, dass ein neuer Bodenbelag gut haftet.
  • Untergründe aus Beton bereits Risse aufweisen und diese überbrückt werden müssen
  • Sanierungen, zum Beispiel in Altbauten, anstehen.


Funktion und Untergründe

Entkopplungssysteme fangen Schwingungen und Bewegungen aus dem Unterboden ab und verhindern, dass diese an den oberen Belag weitergegeben werden.

Wie funktioniert eine Entkopplungsmatte?

Diese Ausdehnung von Unterböden und Bodenbelägen beträgt meist nur Bruchteile von Millimetern, sie würde jedoch ausreichen, damit Fliesen einreisen und Estrich aufbricht. Entkopplungsmatten bestehen und flexiblem Material, trennen Bodenbelag und Unterboden voneinander und erlauben beiden eine Ausdehnung in jede mögliche Richtung.

Für welche Untergründe eignen sich entkoppelnde Systeme?

Sie eignen sich für so gut wie jeden schwierigen Untergrund. Dazu gehören:

  • Parkett und Holzbodenkonstruktionen
  • Betonböden und Zementestrich
  • Estrich-Flickstellen
  • alte Fliesenbeläge
  • Mischuntergründe mit verschiedenen Eigenschaften
  • Untergründe mit alten Farbresten

Welche weiteren Vorteile gibt es?

Neben dem Entkoppelungseffekt bringen die flexiblen Matten noch andere Vorteile mit sich. So ist insbesondere bei Textilmatten mit einem verbesserten Trittschall und Gehschall zu rechnen.

Wissenswertes
Unterschied zwischen Trittschall und Gehschall:
Trittschall:
Geräusche, die beim Gehen in angrenzenden Räumen wahrgenommen werden.
Gehschall: Geräusche, die beim Gehen im selben Raum wahrgenommen werden.
 

Trittschall: Geräusche, die beim Gehen in angrenzenden Räumen wahrgenommen werden.
Gehschall: Geräusche, die beim Gehen im selben Raum wahrgenommen werden.

Zum anderen erfüllen entkoppelnde Systeme eine Drainagefunktion oder Abdichtung und schützen damit den alten Bodenbelag. Das ist beispielsweise dann wichtig, wenn auf einen Holzboden gefliest wird. Fliesen und Fugen sind nicht wasserdicht, sondern nehmen Feuchtigkeit auf und können sie bis ans Holz weiterleiten. Dort richtet Feuchtigkeit mit der Zeit große Schäden am Material an und kann zum Beispiel Schimmel verursachen. Außerdem verbessern Entkopplungsmatten auch die Wärmedämmung im Fußboden.



Material, Aufbau und Verlegearten

Je nach Einsatzgebiet, Anforderungen und Verlegeart eignen sich Entkopplungssysteme aus verschiedenen Materialien.

Wie sind Entkopplungsmatten aufgebaut?

Gängige Materialien auf dem Markt sind Kunststoff, Hartschaum und Textilfaser. Besonders häufig bestehen Entkopplungsmatten aus Polyethylen und Polypropylen. Beides sind formbare, wasserdichte, unzerbrechliche und chemisch kaum angreifbare Kunststoffe.

Matten zur Fußbodenentkopplung bestehen aus mehreren Schichten. Spannungen und Bewegungen bauen sich überwiegend im Kern ab – das Material an dieser Stelle ist daher besonders von der zukünftigen Belastung abhängig. Der flexible Kern entlastet zusätzlich den Mörtelkleber.

Die an Unter- und Oberseite anliegenden Schichten bestehen oft aus einem Vliesgemisch. Oft ist die Unterseite mit Luftkanälen ausgestattet. Dadurch kann Feuchtigkeit aus dem Untergrund auch nach der Verlegung entweichen. Das ist beispielsweise bei jungem Estrich wichtig.

Wie werden Entkopplungsmatten verlegt?

Systeme zur Entkopplung können mit Unterboden verklebt oder schwimmend, also lose aufgelegt, verlegt werden. Welche Verlegeart infrage kommt, ist vom Aufbau und Material abhängig. Hierbei sollten Sie sich an die Empfehlung des Herstellers halten.

Lose Matten haben den Vorteil, dass Sie sie lediglich zuschneiden müssen und dann direkt darauf den geplanten Boden wie gewohnt verlegen können. Sie sparen sich also Zeit bei der Verlegung und Kosten für den speziellen Klebemörtel.

Schwimmende Entkopplungsmatten sind aber nicht überall geeignet. Bei Verarbeitungen im Außenbereich, zum Beispiel auf der Terrasse oder dem Balkon, dürfen keine Hohlräume unter den Matten entstehen. In diesen Fällen sollten Sie sich für die verklebte Variante entscheiden.

Welche Kleber eignen sich für Entkopplungsmatten?

Unabhängig davon, ob sie die Matten mit dem Unterboden verkleben oder sie lose verlegen und der Kleber nur auf der Oberseite für den neuen Bodenbelag gebraucht wird: Beim Verlegen der Entkopplungsbahnen ist ein besonderer, hochflexibler Klebermörtel nötig. Achten Sie bei diesem Spezialkleber auf die Bezeichnung Flexkleber und die Kennzeichnung C2.

ACHTUNG:
Der Kleber härtet sehr schnell aus. Sie sollten nur so viel Kleber verstreichen, wie Sie in den nächsten Minuten mit den Matten abdecken können.
 

Entkopplung bei Fußbodenheizungen

Fußbodenheizungen sorgen für Temperaturschwankungen im Boden und können entkoppelnde Systeme sinnvoll machen.

Ist eine Entkopplung bei einer Fußbodenheizung notwendig?

Ob ein Boden mit Fußbodenheizung wirklich Entkopplungsmatten braucht, ist unter Experten umstritten. Die Mehrheit spricht sich jedoch klar für den Einsatz solcher Matten aus.

Aufgrund der Temperaturschwankungen durch die Fußbodenheizung kann es sonst im Boden zu Bewegungen kommen. Ohne Entkopplung werden diese direkt an den Bodenbelag darüber weitergegeben. Besonders in Kombination mit großformatigen Fliesen können diese Spannungen schnell zu Rissen führen. Daher empfiehlt es sich, auf Nummer sicher zu gehen und ein entkoppelndes System zu verlegen. Für einen verhältnismäßig geringen Geldbetrag sparen Sie späteren Aufwand und folgende Kosten.

ACHTUNG:
Es gibt Entkopplungssysteme, die nicht zusammen mit Fußbodenheizungen verbaut werden sollten. Beachten Sie dazu die Herstellerangaben.
 

Kosten

Entkopplungsbahnen werden normalerweise als Meterware auf einer Rolle verkauft. Der Preis richtet sich nach der Quadratmetermenge.

Wie viel kosten Entkopplungsbahnen?

In der Regel werden sie als Meter breite Bahnen auf Rollen verkauft. Die Kosten dafür richten sich dann nach der Quadratmetermenge. In Baumärkten findet man beispielsweise Waren, bei denen zehn Quadratmeter bereits für wenige Euro zu haben sind. Bei professionellen Herstellern werden für dieselbe Menge zwischen 80 und 120 Euro oder mehr fällig.

Die Preise für den Spezialkleber beginnen bei 25-Kilogramm-Säcken ab 10 Euro und reichen bis zu 40 Euro.



Fazit

Entkopplungsmatten sind eine sinnvolle Investition, wenn Sie starre Bodenbeläge wie Fließen oder Natursteine auf schwierigem Untergrund verlegen möchten. Dazu gehören beispielsweise Holzbodenkonstruktionen, alter Fliesenbelag oder junger, noch nicht ausgetrockneter Estrich. Die entkoppelnden Matten liegen zwischen Unterboden und Oberbelag und fangen Spannungen, Schwingungen und Bewegungen des Unterbodens ab. So werden gerissene Fugen, gesplitterte Fliesen und gerissener Parkett verhindert. Außerdem sollten Unterboden und Bodenbeläge auch dann entkoppelt werden, wenn große Kräfte auf den Fußboden einwirken, wie in Garagen.

Über unsere*n Autor*in
Jérôme Grad
Nach seinem Studium verschrieb sich Jérôme komplett der Tätigkeit als Redakteur, zunächst im Sportbereich, später im Zeitungsverlag. Journalistische Erfahrungen sammelte er in Print- und Onlineredaktionen, darunter unter anderem beim Kicker Sportmagazin und nordbayern.de.