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Laminat

Laminat reparieren: So entfernen Sie Kratzer und Löcher

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 08. Juni 2021
Lesedauer: 11 Minuten
© cyano66 / istockphoto.com

In einem Zuhause wird gelebt. Darum lassen sich die einen oder anderen Gebrauchsspuren auf Böden oder an Möbeln nicht vermeiden. Ärgerlich ist es trotzdem, wenn es zu einem tiefen Kratzer oder einer Macke im Laminat gekommen ist. Das Gute: In vielen Fällen können Sie solche Schäden schnell selbst reparieren oder zumindest ausbessern. Ein Austausch des Paneels ist nicht zwangsläufig nötig.

Alles auf einen Blick:

  • Kratzer, Macken und Löcher im Laminat können Sie nicht wie bei Holzböden durch Abschleifen beseitigen. Dennoch gibt es ein paar Kniffe, um solche Schäden zu reparieren.
  • Farbstreifen durch Schuhabrieb, Schlieren und oberflächliche, leichte Kratzer sind Schönheitsfehler, aber für Ihren Bodenbelag unbedenklich. Hier helfen schon einfache Mittel wie Fleckenradierer, Essigreiniger oder Olivenöl.
  • Tiefgehende Kratzer, Macken und Löcher haben meist die oberste, wasserabweisende Schutzschicht beschädigt. Dann ist es dringend notwendig, zu handeln. Ansonsten kann Feuchtigkeit in Ihren Boden eindringen und schnell einen noch größeren Schaden verursachen.
  • Mit Hartwachs oder einer speziellen Holzpaste füllen Sie solche Vertiefungen auf und versiegeln die behandelte Stelle abschließend mit einer Schicht Klarlack. Alles, was Sie dafür benötigen, bekommen Sie in sogenannten Reparatursets.
  • Wenn kein Radierer, Öl, oder Wachs mehr hilft, müssen Sie das kaputte Brett austauschen.

Laminatboden reparieren

Laminat gilt als strapazierfähig und pflegeleicht. Schäden durch herunterfallende Gegenstände oder verrückte Möbel sind hier aber genauso möglich wie bei Fliesen oder Parkett. Glücklicherweise können Sie viele Kratzer und Macken reparieren. Es ist nicht immer nötig, neues Laminat zu verlegen.

Kann Laminat überhaupt repariert werden?

Ein Parkett aus Echtholz oder Holzdielen können Sie abschleifen, wenn die Kratzer Überhand nehmen oder auffällige Macken den Boden verschandelen. Bei Laminat geht das nicht. Denn seine Oberfläche – auch wenn sie so aussieht – besteht gar nicht aus Holz. Die typische Holzoptik stammt von einem bedruckten Dekorpapier. Hantieren Sie hier also mit einer Schleifmaschine, sind die Kratzer zwar weg – aber auch ein Großteil Ihres Bodenbelags.

UNTERSCHIED:
Parkett ist ein Fußbodenbelag aus Holz. Laminat dagegen ahmt die typische Holzoptik nach. Holz finden Sie lediglich in der Trägerschicht in Form von Holzfasern vor.
 

Trotzdem gibt es bei Laminat Möglichkeiten, kleinere Beschädigungen zu entfernen oder zumindest dafür zu sorgen, dass sie weniger auffallen. So lassen sich oberflächliche Kratzer mit Olivenöl oder Babyöl entfernen. Tiefergehende Kratzer, Macken und Löcher werden zuerst mit speziellem Reparaturwachs aufgefüllt und anschließend neu versiegelt. Wasserschäden oder Brandlöcher können Sie mit Öl und Hartwachs jedoch nicht beeindrucken. In solchen Fällen ist das Austauschen der betroffenen Paneele die effektivste Lösung.

Warum sollten Schäden ausgebessert werden?

Kleinere Kratzer, Schlieren und schwarze Streifen, wie sie oft durch Schuhsohlen oder Bürostuhlrollen entstehen, sind höchstens ein optisches Manko, aber keineswegs schädlich. Tiefergehende Kratzer, Macken und Löcher dagegen haben oft die Laminierung durchbrochen. Damit ist die wasserabweisende Schutzschicht beschädigt und Feuchtigkeit kann an dieser Stelle in den Fußboden eindringen.

Das Laminat, dessen Trägerschicht in der Regel aus einer Spanplatte oder Holzfasern besteht, kann sich dann vollsaugen und aufquellen. Im ungünstigsten Fall breitet sich die Feuchtigkeit mit der Zeit auf umliegende Bretter aus und sorgt für einen umfangreichen Wasserschaden. Eine kleine Macke kann so einen verhältnismäßig großen Schaden anrichten und sollte daher so bald wie möglich repariert werden.

Welche Mittel eignen sich für die Reparatur?

Je nachdem, ob die Laminierung, das sogenannte Overlay, noch intakt ist oder durchbrochen und zerstört wurde, kommen verschiedene Mittel zum Einsatz.

  • Radiergummi/Fleckenradierer: Schuhabrieb, Stuhlrollenspuren, Malspuren von Buntstiften
  • Essigwasser: Schlieren und matte Stellen
  • Olivenöl/Babyöl: kleine, oberflächliche Kratzer
  • Hartwachs (oft als Reparaturset): tiefe Kratzer, flache Macken und Löcher
  • Lack: zum anschließenden Versiegeln der ausgebesserten Stelle

Nicht immer ist sofort ersichtlich, ob die Laminierung Schaden genommen hat oder nicht. Während Sie bei tiefen Kratzern davon ausgehen können, dass die Laminierung an dieser Stelle aufgerissen ist, können Dellen zwar bis in die Trägerschicht reichen, aber dennoch ein intaktes Overlay aufweisen. Schauen Sie sich die Stelle genau an und fahren Sie mit dem Finger darüber. Risse, Sprünge und Kanten sind leicht festzustellen und bedeuten, dass hier kein wasserabweisender Schutz mehr gegeben ist. Eine Reparatur ist dann dringend nötig.

TIPP:
Hartwachs haftet nicht auf Laminierung Ist eine Delle in Ihrem Parkett, die noch ein intaktes Overlay aufweist, können Sie an dieser Stelle nicht mit Hartwachs arbeiten. Das Wachs würde auf der mit Melaminharz benetzten Oberfläche nicht halten. Auch wenn es paradox klingt: Um eine solche Delle zu reparieren, müssen Sie zuerst die Laminierung an dieser Stelle mit einem scharfen Messer abkratzen.
 

Schlieren entfernen

Schlieren sind matte Streifen auf glänzenden Oberflächen, die besonders dann auffallen, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel darauf fällt. Schlieren sind keine Beschädigungen, sondern entstehen, weil ein ungeeignetes Putzmittel oder ein schmutziger Putzlappen verwendet wurden.

Um Schlieren zu entfernen, geben Sie Ihrem Putzwasser beim nächsten Wischen einen guten Schuss Essigreiniger hinzu. Achten Sie darauf, dass der Mopp beziehungsweise der Putzlappen nur feucht und nicht tropfnass ist. Laminat ist zwar durch seine Laminierung gegen eindringendes Wasser vorbehandelt. Allerdings kann Feuchtigkeit durch die Fugen zwischen den Laminatpaneelen gelangen und den Boden aufquellen lassen.

Farbstriche oder Flecken beseitigen

Sie wundern sich, woher die schwarzen Striche auf Ihrem Boden kommen? Meist handelt es sich um den Abrieb von dunklen Schuhsohlen oder von den Rollen Ihres Drehstuhls. Solche Flecken sind nicht weiter bedenklich und können in den meisten Fällen mit einem herkömmlichen Radierer oder einem sogenannten Fleckenradierer ausgebessert werden. Damit können Sie übrigens auch den Malspuren von den Buntstiften Ihrer Kinder an den Kragen gehen.

Leider lässt sich nicht jeder Fleck einfach wegradieren: Dunkle Wasserflecken und Brandflecken beispielsweise sind keine Farbreste auf der Laminatoberfläche, sondern bereits mehr oder weniger tief in die einzelnen Schichten eingedrungen. Während Sie bei einem Brandloch Ihr Glück mit Hartwachs versuchen können, bleibt Ihnen bei einem Wasserschaden in der Regel nur eins übrig: die kaputten Paneele austauschen.

Kleinere Kratzer ausbessern

Kleinere, oberflächliche Kratzer entstehen durch die tägliche Nutzung und lassen sich gar nicht vermeiden. Das Verrücken von Möbeln, die Krallen von Hunden und Katzen, verschmutzte Wischlappen oder die Bürste des Staubsaugers gehören nun mal zum Alltag dazu. Die gute Nachricht: Solche feinen Kratzer lassen sich in den meisten Fällen mit Öl beseitigen. Tiefergehende Kratzer und Macken können Sie allerdings nicht mit Öl reparieren.

Welches Werkzeug benötigen Sie?

  • Wischmop
  • Babyöl/Olivenöl B
  • aumwolltücher/Küchenpapier

Schritt-für Schritt: Kleinere Kratzer ausbessern

  1. Wischen Sie den Boden feucht vor und warten Sie, bis die Oberfläche vollständig getrocknet ist.
  2. Geben Sie etwas Öl auf ein Baumwolltuch oder Küchenpapier und verreiben Sie es auf der zerkratzten Stelle.
  3. Wischen Sie überschüssiges Öl mit einem frischen Tuch wieder weg. Achtung: Ihr Boden ist durch das Öl vermutlich rutschig geworden. Wischen Sie bei Bedarf abschließend mit Putzwasser noch einmal durch.
Kratzer im Laminat
© rep0rter / istockphoto.com

Größere Kratzer, Risse und Macken reparieren

Große Möbel verrutscht, etwas Schweres fallen gelassen oder mit Pfennigabsätzen eben schnell durch die Wohnung gelaufen und schon ist es passiert: tiefe Kratzer, Macken und Dellen im Boden. Solche Schäden können Sie ausbessern, indem Sie die Vertiefungen mit Reparaturspachtelmasse oder Hartwachs auffüllen und anschließend mit einer Lackschicht versiegeln.

Allerdings ist es gerade bei Oberflächen in Holzoptik nicht so leicht, den richtigen Farbton zu treffen. Eine große Hilfe sind sogenannte Reparatursets. Darin enthalten sind mehrere Hartwachsstangen in verschiedenen Farbtönen. Mit einem Wachsschmelzer entnehmen Sie eine kleine Menge Wachs. Dieses verflüssigt sich an der heißen Spitze und lässt sich so in die Vertiefungen einbringen.

ACHTUNG!
Hartwachs haftet nicht auf Laminierungen. Es hält nur, wenn der Kratzer oder die Macken tief und breit genug sind und kein intaktes Overlay mehr vorhanden ist.
 

Sie können mehrere Farben miteinander mischen, um den perfekten Farbton für Ihr Laminat zu erhalten. Verläuft eine auffällige Maserung durch den Kratzer, können Sie auch eine solche dunkle Linie mit dem Hartwachs nachahmen. Eine abschließende Schicht aus farblosem Lack sorgt dafür, dass keine Feuchtigkeit an der ausgebesserten Stelle eindringen kann.

Härtefall Brandloch

Bei Brandlöchern hilft meist nur ein Austausch des betroffenen Paneels. Dank moderner Klicksysteme können Hausherren neues Laminat meist auch ohne Profi verlegen, allerdings kann der Arbeitsaufwand gewaltig sein. Ein Brandloch mithilfe von Hartwachs zu kaschieren ist daher auf jeden Fall einen Versuch wert.

Welches Werkzeug benötigen Sie?

  • Baumwolltuch
  • Hartwachs
  • Wachsschmelzer
  • Hobel
  • Schleifpapier mit feiner Körnung
  • Klarlack
  • Poliertuch

Ein Reparaturset enthält je nach Preis und Qualität neben den Hartwachsstangen auch einen Wachsschmelzer, einen Hobel, einen Klarlack, Schleifpapier und Poliertücher.

Schritt-für Schritt: Größere Kratzer, Risse, Dellen, Macken und Brandlöcher behandeln

  1. Damit das Hartwachs gut haften kann, muss die Schadstelle sauber, trocken und fettfrei sein. Entfernen Sie also mit einem trocknen Tuch jeglichen Schmutz und Staub. Vermeiden Sie Feuchtigkeit, schließlich ist das Overlay beschädigt.
  2. Entnehmen Sie mit der erhitzen Spitze des Wachsschmelzer etwas Hartwachs im passenden Farbton und lassen Sie das Wachs in die Schadstelle tropfen. Ist die Farbe Ihres Laminats nicht in der Auswahl dabei, mischen Sie direkt im Kratzer oder der Macke den richtigen Farbton aus mehreren Farben zusammen.
  3. Die Schadstelle muss gut ausgefüllt sein.
  4. Entfernen Sie mit dem Hobel vorsichtig das überstehende Wachs. Es dürfen keine Unebenheiten bestehen bleiben.
  5. Durchläuft eine auffällige Maserung den Riss oder die Macke, dann bilden Sie diese mit den passenden Farben nach.
  6. Entfernen Sie mit dem Hobel erneut das überschüssige Wachs. Lassen Sie das Wachs trocknen und aushärten. Die Trocknungszeit ist sehr verschieden. Beachten Sie die Herstellerangaben.
  7. Schleifen Sie die Schadstelle nach dem Trocknen mit einem sehr feinen Schleifpapier an, sodass es keine Unebenheiten mehr gibt. Tragen Sie anschließend eine dünne Schicht Klarlack auf.
  8. Polieren Sie abschließend über die ausgebesserte Stelle.

Statt Reparaturwachs können Sie auch zu spezieller Holzpaste greifen. Diese gibt es in verschiedenen Farbtönen im Fachhandel. Wichtig ist hierbei, dass Sie die Schadstelle vor dem Ausbessern etwas befeuchten. Anschließend füllen Sie den Kratzer oder die Macke mit der Paste aus und ziehen überschüssiges Material mit einer Spachtel oder Rasierklinge ab.

Laminat mit Loch
© Banepx / istockphoto.com

Keine Rettung mehr möglich: Neues Laminat verlegen

Mancher Schaden lässt sich auch mit noch so viel Öl oder Wachs nicht mehr reparieren. Das gilt für Wasserschäden oder besonders große Macken, Dellen und Löcher. Dann ist es meist am besten, das defekte Brett auszutauschen.

Dafür müssen Sie zuerst an der Wand, die der Schadstelle am nächsten ist, die Sockelleiste entfernen und anschließend Brett für Brett entfernen, also ausklicken, bis Sie am betroffenen Paneel angekommen sind. Liegt der Schaden mitten im Zimmer, kann der Zeit- und Arbeitsaufwand ziemlich umfangreich werden. Stammt Ihr Laminat noch aus einer Zeit, in der nicht geklickt sondern verklebt wurde, bedeutet das zusätzliche Arbeit.

Von Vorteil ist es, wenn Sie beim Verlegen bereits für Austauschmaterial gesorgt haben und ein paar Laminatpaneele auf Vorrat besitzen. Ansonsten kann es zur Herausforderung werden, ein Ersatzlaminat genau in diesem Farbton, mit dieser Maserung und genau diesem Klicksystem zu finden. Wenden Sie sich im Zweifelsfall an den Hersteller Ihres Bodenbelags.

Fazit

Ist ein Parkett durch Kratzer oder Dellen unansehnlich geworden, können Sie ihn einfach abschleifen und neu versiegeln. Diese Möglichkeit haben Sie bei beschädigtem Laminat nicht. Das liegt daran, dass die Oberfläche nicht aus Holz ist, sondern nur aus einem bedruckten Dekorpapier in Holzoptik. Gehen Sie hier mit der Schleifmaschine vor, bleibt von Ihrem alten Laminat außer der Trägerschicht nicht mehr viel übrig.

Trotzdem haben Sie die Möglichkeit, unschöne Alltags-Spuren zu reparieren oder zumindest so zu tarnen, dass sie nicht mehr allzu auffällig sind. Dunkle Farbstreifen beispielsweise lassen sich mit Fleckenradierern entfernen. Schlieren gehören der Vergangenheit an, wenn Sie beim Durchwischen einen Schuss Essigreiniger ins Putzwasser geben. Entdecken Sie feine, oberflächliche Kratzer, können Sie diese meist mit Olivenöl heraus polieren.

Allerdings sind das alles nur Schönheitsfehler und keine ernsthaften Beschädigungen. Tiefe Kratzer, Macken und Löcher dagegen haben meist die wasserabweisende Oberschicht, das Overlay, beschädigt und erfordern zwingend eine Reparatur. Andernfalls kann Feuchtigkeit an den Schadstellen in den Boden eindringen und großen Schaden anrichten. Mit Hartwachs oder spezieller Holzpaste können Sie solche Vertiefungen auffüllen und mit Klarlack versiegeln.

Helfen weder Öl noch Reparaturset weiter, bleibt Ihnen nur ein Austausch der defekten Bretter.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.